Schon beim ersten Blick auf Whisper of the House wird klar, dass dieses PC-Spiel mit einer geheimnisvollen Atmosphäre spielt. Die Beschreibung verspricht eine düstere Familiengeschichte, gespickt mit unheimlichen Enthüllungen und psychologischen Abgründen. Doch leider trügt der Schein. Während das Spiel zunächst fesselt, wird schnell deutlich, dass die Devoloper eine zentrale Verantwortung ignoriert haben: die Kennzeichnung potenziell belastender Inhalte. In einer Zeit, in der immer mehr Menschen Wert auf Triggerwarnungen legen, ist es unverantwortlich, gerade bei so heiklen Themen darauf zu verzichten.

Eine Geschichte mit Schattenseiten – Whisper of the House versagt bei der Verantwortung

Atmosphärisch gelingt es Whisper of the House zunächst, eine bedrückende Stimmung aufzubauen. Die Gestaltung des alten Herrenhauses ist detailliert, und die Charaktere wirken auf den ersten Blick vielschichtig. Doch je weiter ihr in der Handlung voranschreitet, desto deutlicher wird, dass die Developer ohne Rücksicht auf mögliche emotionale Belastungen erzählen.

Das Spiel enthält Szenen, die für euch ohne Vorwarnung verstörend sein könnten. Besonders problematisch ist die Art und Weise, wie bestimmte sensible Themen in die Handlung eingebaut werden. Sie sind nicht nur schockierend, sondern werden auch ohne jede Reflexion oder kritische Einordnung dargestellt. Das kann für Menschen mit entsprechenden Vorerfahrungen belastend sein – und genau hier hätte eine klare Content-Warnung am Anfang des Spiels helfen können.

Die fehlende Sensibilität zeigt sich auch darin, dass einige der behandelten Themen nur als Schockeffekte genutzt werden, anstatt ihnen eine tiefere Bedeutung zu geben. Damit verkommt die Erzählung an vielen Stellen zu einer Art Effekthascherei, die nicht nur unpassend wirkt, sondern auch die Ernsthaftigkeit der behandelten Inhalte untergräbt.

Oberflächliche Charaktere und fragwürdige Handlungsentscheidungen

Ein weiteres großes Problem von Whisper of the House sind die Charaktere. Während ihr euch anfangs noch mit der Hauptfigur identifizieren könnt, entwickelt sie sich im Verlauf der Geschichte in eine wenig glaubwürdige Richtung. Ihre Reaktionen auf das, was um sie herum geschieht, sind oft unlogisch und passen nicht zu dem psychischen Druck, der auf ihr lastet.

Auch die Nebenfiguren bleiben über weite Strecken blass und scheinen eher als Werkzeuge für die Handlung zu dienen, anstatt eigene, authentische Persönlichkeiten zu sein. Besonders problematisch wird dies, wenn es um die Darstellung bestimmter zwischenmenschlicher Dynamiken geht. Hier werden komplexe Themen in einer Art und Weise abgehandelt, die teils verharmlosend, teils unnötig drastisch wirkt.

Hinzu kommen Logikfehler in der Handlung, die es euch schwer machen, euch auf die Geschichte einzulassen. An einigen Stellen wirken die Entwicklungen schlicht unrealistisch, als hätte man versucht, das Spiel um jeden Preis dramatischer zu machen – ohne Rücksicht auf innere Kohärenz oder Charakterentwicklung.

Fazit: Mehr Verantwortung wäre nötig gewesen

Es ist nicht verwerflich, wenn ein Spiel sich mit schwierigen Themen auseinandersetzt. Ganz im Gegenteil: Videospiele können dazu beitragen, gesellschaftliche Tabus zu brechen und Diskussionen anzustoßen. Doch Whisper of the House scheitert daran, dies auf eine verantwortungsbewusste Weise zu tun. Und vor allem wird Whisper of the House als Cozy Game verkauft. Viel Cozy ist hier allerdings nicht zu finden.

Die fehlende Triggerwarnung ist nur ein Symptom eines tiefergehenden Problems: der unsensiblen und wenig durchdachten Erzählweise. Wenn ihr Spiele mit düsteren Themen spielt, könnt ihr mit unangenehmen Szenen rechnen – aber sie sollten nicht einfach schockierend um des Schocks willen eingebaut werden. Die Möglichkeit, durch eine Warnung, zu entscheiden, ob das Spiel zu euch passt, ist auch ein Muss.

Leider kann ich Whisper of the House unter diesen Umständen nicht empfehlen. Gerade in der heutigen Zeit, in der Developer immer stärker auf solche Aspekte achten, ist diese Ignoranz nicht nur enttäuschend, sondern auch schlicht verantwortungslos. Falls ihr euch selber ein Bild machen wollte oder noch weitere Kommentare zu diesem Spiel lesen wollt, dann könnt ihr das hier gerne tun. Ich teile den Link wirklich ungerne, denn so geschockt war ich bisher noch nie von einem “Cozy Game”. Richtige Cozy Games findet ihr natürlich auch noch auf dem Blog.

Edit: Änderung des Demos

Am 26. Februar 2025 haben die Developer auf Steam bekannt gegeben, dass das Demo nun angepasst wurde. Die fragwürdigen und eventuell mental schädigende Inhalte sind nun entfernt. Trotz allem will ich dieses Spiel nicht weiter empfehlen. Das Vertrauen ist halt einfach nicht mehr da. In Zukunft werde ich persönlich von diesem Team Abstand nehmen. Aber jetzt kann ich euch zumindest guten Gewissens sagen, dass ihr gerne selber mal rein schauen dürft.