Hallo ihr Lieben,
flackernde Lichte. Musik, deren Bass bis ins Innere vordringt und alles zum Schwingen bringt. Dann betritt Devid Striesow, Grimme Preisträger und Ex-Tatortkommissar die Bühne. Wir betreten die Gruselwelt der großen Autoren mit ihm gemeinsam. Auch wenn er uns für völlig verrückt erklärt. So startet für mich dieser Abend auf der lit.Cologne.
lit.Cologne – Zum Gruseln schön
Steven Kings “Es” macht den Anfang. Striesows Stimme trägt uns zum Clown mit dem roten Ballon und das auf eindrucksvolle Art und Weise. Bilder entstehen vor dem inneren Auge. Unsere Knie aufgeschürft. Gelbe Augen, die uns anschauen. Jemand der mit uns redet. Spürt ihr die Gänsehaut?
Doktor Frankenstein von Mary Shelley lässt uns an den Wahnsinn im Menschen glauben. Gelbliche Haut, die weder Muskeln noch Adern überdeckt. Zu lange Haare, Zähne wie Perlen. Aber hier wurde Leben in dieses Wesen eingehaucht. Wir rennen mit unserem Protagonisten zurück zu besseren Erinnerungen, suchen Ruhe. Und finden keine. Albträume, dieses Wesen was erschaffen wurde. Wir können es spüren.
Zwischen jeder Sequenz gibt Striesow eine kleine Erklärung ab. Wieso King zum Beispiel Clowns gewählt hat oder warum die Wiederbelebung uns so fasziniert. Naja, nicht alle von uns. Hoffe ich jedenfalls…
Edgar Allen Poe, Psychos usw.
Chronist der menschlichen Abgründe Edgar Allen Poe darf natürlich nicht fehlen. Auch wenn ich persönlich mit einer anderen Geschichte hier gerechnet hätte. Gelesen wird aus “Die schwarze Katze”. Wir nehmen Hass genauer unter die Lupe. Wie beeinflusst dieser uns? Striesows Stimme führt dazu, dass wir selber über die Katze stolpern und wütend werden. Wir drehen uns alle gemeinsam um und ermorden unsere Frau, die uns davon abgehalten hat, die Katze zu verletzen. Unglaublich, was eine Stimme leisten kann. Auch hierzu gibt es eine Erklärung. Die Kelten waren die Inspiration. Oder besser gesagt, die Cait Sith – eine keltische Katzenart.
Striesow unterbricht kurz und erklärt, dass er mit Gruselgeschichten erzogen wurde und liest uns das Gedicht des Struwwelpeters vor. Wer kennt es nicht? Wilhelm Buch und seine seltsame Art der Erziehung? Wir bleiben bei Gedichten und es geht weiter mit “Der Werwolf” von Christian Morgenstern.
Als nächstes folgen Psychos. “American Psycho” um genau zu sein. Definitiv eins meiner Favoriten. Etwas humorvoll, aber nur geringfügig. Etwas lockerer, aber auch nicht wirklich. Drohend und Grollend taumeln wir hier der Banalität des Schrecklichen entgegen. Dark Noir at it’s best!
Was wäre Gruseln ohne Kafka? Es mag nicht sofort wie Horror wirken, außer man studiert Deutsche Literatur. Typische Situation wie in “Der Prozess” sind allerdings durchaus angsteinflößend. Devid Striesow erinnert hier zum Beispiel an das Finanzamt.
Bücher die mir nichts sagen und wunderbare Menschen
Wir fahren nun Bahn im “Nachtexpress” zu dem ich leider keinerlei Informationen gefunden habe und weder das Buch noch Autor Slawomir Mrozek sagen mir etwas. Während weiter vorgelesen wird, schaue ich dem Herren zu, der alles in Gebärdensprache übersetzt. Hier wird schnell gelesen. Dementsprechend schnell sind die Bewegungen. Die lit.Cologne hat bei jeder Veranstaltung zwei Übersetzer für Gebärdensprache mit dabei. Hut ab dafür!
David Foster Wallace – “Schrecklich amüsant aber in Zukunft ohne mich” zeigt uns wie so eine Kreuzfahrt ablaufen kann. Spaßig und schrecklich zu gleich. Wie ihr merk, geht es bei dieser Lesung nicht nur um die typischen Klassiker. Auch die Zukunft und unsere Ängste spielen eine Rolle. Aber hier hören wir wohl auf. Auch wenn die Lesung noch weiter ging. Der Text wird länger als geplant.
Ich bin sehr froh ein Teil dieser Lesung gewesen zu sein. Letztes Jahr hat übrigens Tatortkommissar Dietmar Bär für mich gelesen. Erkennt ihr einen Trend? Weitere Lesungen der letzten Jahre findet ihr übrigens auch auf dem Blog.